Brief an den Weihnachtsmann

von Erich Kästner

Lieber guter ·Weihnachtsmann,
weißt du nicht, wies um uns steht?
Schau dir mal den Globus an.
Da hat einer dran gedreht.

Alle stehn herum und klagen.
Alle  blicken  traurig  drein.
Wer es war, ist schwer zu sagen,
Keiner   wills  gewesen  sein.

In den Straßen knallen Schüsse.
Irgendwer hat uns verhext.
Laß  den ‚Christ baum  und die Nüsse
diesmal, wo der Pfeffer wächst .

Auch um  Lichter  wär es schade.
Hat man es dir   nicht erzählt?
Und bring keine Schokolade,
weil uns ganz was Andres fehlt.

Uns ist gar nicht wohl   zumute.
Kommen    sollst du,, aber bloß
mit dem Stock und mit  der  Rute. 
(Und nimm beide ziemlich _ groß.)

Breite deine  goldnen·  Flügel
aus und komm zu uns herab.
Dann verteile deine Prügel.
Aber, bitte, nicht zu knapp.

Lege die Industriellen
kurz entschlossen übers Knie.
Und wenn sie sich harmlos stellen,
glaube mir,  so lügen sie.

Ziehe denen, die regieren,
bitteschön, die Hosen stramm.
Wenn sie heulen und sich zieren,
zeige ihnen ihr Programm.

Und nach München lenk die  Schritte,
wo  der Hitler wohnen soll.
Hau dem Guten, bitte, bitte,
den Germanenhintem voll!

Komm und zeige dich erbötig,
und verhau sie, daß es raucht!
Denn sie habens bitter nötig.
Und sie hättens längst gebraucht.

Komm, erlös uns von der Plage,
weil ein Mensch das gar nicht kann.
Ach, das wären Feiertage!
Lieber, guter Weihnachtsmann …